Gestern hab ich euch einen etwas längeren Blogbeitrag geschrieben, mit der sehr abenteuerlichen Reise von Fluðir bis Vík.
Wer wissen möchte, was bei dieser Strecke so abenteuerlich war, der kann das hier nachlesen.
Nach einem nicht ganz freiwilligen Zwischenstopp in Vík wachten wir bei nur noch leichtem Sturm am Morgen auf.
Das Erste was ich tat: ich checkte die Wetter- und Straßen Webseiten. Das Wetter sah ganz gut aus. Der große Sturm vom vergangenen Tag war über uns hinweg gezogen, und der nächste große Sturm war zwar schon unterwegs, aber erst im Westen, und wir mussten zum Glück nach Osten weiter. Die Straßen sahen hingegen noch nicht so gut aus, denn sie waren noch allesamt gesperrt und wir saßen nach wie vor in Vík fest.
Wir beschlossen zu Frühstücken und danach nochmals nachzusehen, denn grundsätzlich gab es die Möglichkeit, dass die Straßen an diesem Tag aufmachten.
Nach dem Frühstück waren die Straßen noch immer gesperrt und wir saßen fest. Aber nur noch 2 Minuten. Denn als ich schon nahezu paranoid immer wieder die Webseite aktualisierte, war, als ich in das Zimmer hoch ging, die Straße wieder offen. Was für ein Glück!
Innerhalb von 5 Minuten saßen wir im Auto und fuhren die Ringstraße in Richtung Höfn los.
Laut Wetterbericht hatten wir den Sturm hinter uns, und wenn wir uns nicht allzu viel Zeit ließen, dann müssten wir es unversehrt bis nach Höfn schaffen.
Wir waren eines der ersten Autos, die aus Vík hinaus fuhren, und hatten zwar eine eisige Straße unter uns, dafür aber keinen Gegenverkehr und keine Autos vor uns.
Eine kleine Aussichtsplattform war unser erster spontaner Halt, da das Wetter, der Himmel und die Natur wunderschön anzusehen waren. Der Himmel begann aufzureissen, schimmerte in verschiedenen blau- und lila Tönen, der Boden war größtenteils mit Schnee bedeckt und die Sonne selbst zeigte sich uns noch nicht, wodurch alles in ein Blau getaucht war.
Wir fuhren unseren Weg weiter und es war das erste Mal, dass wir ohne Windböen unseren Weg bestreiten konnten.
Nicht nur einmal musste meine Schwester aus dem Auto raus fotografieren, da alles so schön war.
Beim Durchsehen der Bilder hatte ich gefühlte 80 gleiche Bilder, die aber dennoch irgendwie allesamt anders waren. Somit gibt es heute auch insgesamt 32 Bilder, die zwar alle anders, aber trotzdem ähnlich sind.
Wir hatten einen blauen Himmel über uns, aber die Wolken vom Ozean her und hinter uns ließen uns nicht zu viel Zeit vergeuden, denn wir spürten die Stille vor dem Sturm.
Stille bedeutet in dem Fall aber, dass wir ungehindert und ohne große Strapazen voran kamen. Nicht mal die Eisplatten, die die Straße bedeckten, machten uns da einen Strich durch die Rechnung.
Vor allem die Südküste ist oft anfällig für heftige Stürme und gesperrte Straßen. Hier kann der Wind ungehindert über das flache Land ziehen und die Sandwüsten aufwirbeln. Das führt zu noch mehr Straßensperren, da man Touristen davon abhalten will, durch diese Sandstürme zu fahren, und die Mietautos sandgestrahlt zurück zu geben.
Als wir uns kurz vor dem Nationalpark Skaftafell befanden, waren wir dem Sturm so weit voraus, dass wir es wagten, einen Spaziergang zum Svartifoss zu machen. Wir hatten keine Lust mehr nur im Auto zu sitzen. Vor dem Nationalpark blieben wir noch kurz bei einer Skulptur eines kaputten Brücken-Elementes stehen.
Die Daumen nach oben stehen für: super Auto, super Wetter, aber nicht für: fahren wir noch bitte 600 Kilometer durch, meinem Sitzfleisch gehts super.
Was uns erstaunte, am Nationalpark war gar nicht so wenig los. Es standen bestimmt 30 Autos auf dem Parkplatz und einige Touren starteten gerade. Ich machte mir keine Sorgen ob die Touren wegen dem Wetter statt finden konnten, aber um die Touristen auf dem weiteren Weg, denn in wenigen Stunden war der Sturm ganz bestimmt auch über den Nationalpark und dann machte das Autofahren ganz bestimmt keinen Spaß mehr.
Als wir wieder zurück zum Parkplatz gingen, bekam ich auf einmal doch Stress: denn der Sturm war uns naher auf den Fersen, als wir dachten.
Schnell ging es wieder weiter und wir hatten nur noch einen Stopp geplant: den Gletschersee Jökulsarlón. Einige Kilometer vor dem großen Gletschersee war nach links ein anderer Gletschersee angeschrieben. Also es stand irgendwas mit „Sarlón“ auf dem Schild, und da Sarlón Gletschersee heißt, musste es hier ja auch einen geben. Wir gingen einige Meter und stellten fest, dass der zwar groß war, aber im Gegensatz zum Jökulsarlón nicht besonders eindrucksvoll. Wir hätten sicher noch weiter gehen müssen, aber dafür hatten wir nicht die Zeit. Wir machten dort ein paar Bilder und wurden langsam aber doch vom Wind erreicht.
Wir erreichten den bekannten Gletschersee und ich war erstaunt, wie wenig Gletscher sich zu dieser Zeit auf dem See befand. Ich ließ mir später erklären, dass im Winter meist wenig Eis auf dem See ist, und erst mit der Schneeschmelze im Winter wieder die großen Eisbrocken in Richtung Meer befördert werden.
Über uns waren die Wolken schon angelangt und wir bekamen wieder einmal eine andere Lichtstimmung zu sehen und spüren.
Als wir dem Seeufer entlang gingen sagte meine Cousine: „Da ist eine Robbe!“
Schnell die Robbe fokussiert, abgedrückt und Glück gehabt, denn zwei Sekunden später war sie schon wieder unter getaucht.
Nach dem kurzen Abstecher fuhren wir den zähesten Teil der Strecke bis nach Höfn weiter. Auf diesen 80 Kilometern ist genau gar nichts, ausser links Europas größter Gletscher, rechts der Atlantik und dazwischen eine Sandwüste mit einer Straße obendrauf.
Wir fuhren dem Sturm wieder erfolgreich davon und kamen sehr gut in Horn (das ist der Hof kurz nach Höfn, bei dem ich 2013 gearbeitet habe) an.
Nach einem Shooting mit meiner Schwester inmitten von Pferden (die Bilder gibt’s nächste Woche) saßen wir noch gemütlich zusammen und waren froh, dass der Sturm vor Höfn in den Norden geschwenkt hatte, und uns nicht erwischte.